Über mich
Über mich
Ich kann mich kaum erinnern, aber ich bin schon immer irgendwie gelaufen. Als Kind, als Teenager und auch später im Erwachsenenalter – das Laufen war irgendwie immer Teil meines Lebens, auch wenn es nie im Vordergrund stand. Dabei habe ich nie auf das Tempo geachtet, nie auf die Kilometer oder die Zeiten. Viel wichtiger war für mich immer das Gefühl: Fühle ich mich wohl? Macht es mir Spaß? Das war mein Maßstab, und das ist es bis heute geblieben.
Natürlich gab es auch Zeiten, in denen das Laufen in den Hintergrund gerückt ist. Beruf, Familie, andere Verpflichtungen – manchmal blieb einfach keine Zeit, und oft war es auch eine bewusste Entscheidung, das Laufen hinten anzustellen. Es gab Jahre, in denen ich gar nicht gelaufen bin, und trotzdem habe ich immer wieder den Weg zurückgefunden. Warum? Weil es etwas in mir gibt, das diesen Ausgleich braucht. Das Laufen hilft mir, den Kopf frei zu bekommen, den Alltag hinter mir zu lassen und mich wieder fitter zu fühlen.
Doch so sehr ich das Laufen auch schätze, es fällt mir nicht immer leicht. Jeder Lauf kostet mich Überwindung, besonders am Anfang. Die Versuchung, auf der Terrasse zu sitzen, vielleicht mit einem kühlen Getränk in der Hand, ist oft groß. Es ist doch so viel bequemer, sich zu entspannen, anstatt die Laufschuhe zu schnüren und sich auf den Weg zu machen. Doch das Gefühl nach einem Lauf, sei er noch so kurz, ist einfach unbezahlbar. Wenn der Schweinehund erst einmal überwunden ist und ich meine Runde gedreht habe, fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Dieses Gefühl von Stolz, dass ich meinen inneren Schweinehund besiegt habe, meinen Kreislauf in Schwung gebracht habe und etwas Gutes für meinen Körper getan habe – das kann man nur nachempfinden, wenn man es selbst erlebt hat.
Und dann gibt es die Dusche danach. Diese Dusche, wenn der Schweiß abläuft und der Körper sich entspannt. Für mich ist das eine der größten Belohnungen nach einem Lauf. Es fühlt sich an wie ein Abschluss, wie eine Bestätigung, dass ich etwas geschafft habe. Und wenn ich dann frisch geduscht den restlichen Tag genießen kann, bin ich mit mir selbst zufrieden. Es ist diese Zufriedenheit, die mich immer wieder zum Laufen motiviert.
Heute, mit 61 Jahren – ich bin Baujahr 1963 –, kämpfe ich immer noch mit meinem inneren Schweinehund. Das hat sich über die Jahre nicht geändert. Es gibt Tage, da gewinnt er. Da siegt die Bequemlichkeit, und ich bleibe auf der Terrasse sitzen. Aber das ist in Ordnung. Manchmal muss man sich auch Pausen gönnen und sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Doch meistens gewinne ich. Meistens schaffe ich es, mich aufzuraffen, die Schuhe anzuziehen und loszulaufen.
Was sich über die Jahre aber verändert hat, ist meine Einstellung zu den Ergebnissen. Früher habe ich mich über jede gute Zeit gefreut und versucht, mich zu verbessern. Heute sehe ich das etwas entspannter. Natürlich freue ich mich immer noch, wenn ich eine gute Zeit laufe, aber das ist nicht mehr mein Ziel. Ich muss keine Rekorde aufstellen, und es ist mir egal, ob ich in meiner Altersklasse auf den vorderen Plätzen lande. Viel wichtiger ist mir, dass ich Spaß am Laufen habe. Egal, was die Uhr am Ende anzeigt – solange der Lauf mir Freude bereitet hat, war es ein guter Lauf.
Laufen ist für mich nicht nur ein Sport, es ist eine Art, mich selbst herauszufordern, den Alltag hinter mir zu lassen und die Natur zu genießen. Und das ist das, was zählt.
Franc Apel